Bänz
Friedli
Autor, Kabarettist und Sprachkünstler
«Ich finde es höchst spannend, eine Region zu feiern, welche die allermeisten im Auto oder Zug links und rechts liegen lassen.»
Sie haben jahrelang in Schlieren gelebt, erzählen Sie doch ein bisschen aus dieser Zeit. Sie war sehr intensiv, unsere Kinder haben dort ihre ersten Lebensjahre verbracht – in einem Mehrfamilienhaus mit einem unendlich grossen Garten. Das war ein kleines Paradies – inmitten einer teils recht unwirtlichen Industrielandschaft. Wenn ich die Kleinen per Veloanhänger in die Krippe brachte, führte der Weg durch eine garstige Gegend, wir hatten zwei vierspurige Strassen und die meistbefahrene Bahnstrecke der Schweiz zu queren. Die Jahre waren … wie soll ich sagen? Unvergesslich. Wie hat Sie das Limmattal geprägt? Für mich war es lehr- und hilfreich, in einer so reellen Umgebung zu leben. Grossgeworden war ich in einem Bauerndorf, gewohnt hatte ich zuletzt im schmucken Bern, das zwar keine Idylle ist, aber das Trugbild einer Idylle mit List und Leidenschaft bewirtschaftet. Alle finden Bern schön und niedlich, alle mögen Bern. Und dann der Umzug nach Schlieren – niemand mochte damals Schlieren, es gab viele Vorurteile über den Ort, der ja auch nicht wirklich schön war zu jener Zeit. Zu viel Verkehr, Lärm, Dreck, zu viele soziale Probleme, zu viel Armut. Aber das war eben ein äusserst reelles Abbild der Schweiz und ihrer – damals, zur Jahrtausendwende – drängendsten Probleme: Verkehrskollaps, Arbeitslosigkeit und einer Zuwanderung, die in den Augen einiger zu ungebremst war. Und natürlich trat auch der Rassismus in Schlieren offen zu Tage. Insofern war der Ort für mich eine Übung darin, meine eigenen Haltungen einer ungeschminkten Realität auszusetzen, sie gleichsam zu schärfen. Bern ist eine Wohlfühloase für wohlhabende Linksgrüne – in Schlieren liessen sich die gesellschaftlichen Konflikte und Herausforderungen damals nicht ausblenden. So gesehen, waren Schlieren und das Limmattal extrem prägend für meine heutige Tätigkeit als Kabarettist: Ich betrachte es als meine Aufgabe, das ganze Land und nicht bloss eine urbane Bubble abzubilden. Wie würden Sie das Limmattal beschreiben, wenn es eine Person wäre? Hmm, schwierig. Eine herbe Schönheit? Ein interessanter Kerl, der mit Gewichtsproblemen kämpft? Eine reife Frau, deren wahre Schönheit sich erst auf den zweiten Blick offenbart…? Bestimmt ein Mensch, mit dem es nie, nie langweilig wird. Die Agglo bietet das volle Spektrum des Lebens und eine gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt, wie sie beispielsweise in Zürich gar nicht möglich ist.
Die Agglo bietet das volle Spektrum des Lebens.
Sie sind nach Zürich weiter gezogen, was hat Ihnen in Schlieren gefehlt? Viele dachten, wir hätten unsere Kinder nicht an die Schlieremer Schulen schicken wollen und seien deshalb weggezogen. Dabei halte ich die dortigen Lehrkräfte für die engagiertesten überhaupt. Schlieren ist seit Jahrzehnten erfahren darin, andere Kulturen zu integrieren. Ich wäre gern auch in Schlieren geblieben, wir haben dann aber in einer Genossenschafts-Überbauung in Albisrieden die geeignete Wohnung gefunden, die gross genug für uns war. Was hat die Agglo, was Zürich nicht hat? Das volle Spektrum des Lebens. Gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt. Und das wunderbare Kulturhaus «Gleis 21» in Dietikon. Und alles doch noch besser als Bern, oder? :) Ich bin einer der wenigen Berner, die ihre Stadt nicht überhöhen. Ja, der Grossraum Zürich ist für mich weit lebenswerter als Bern. Und das Bad in der Limmat oder dem Zürichsee steht dem legendären Bad in der Aare in nichts nach. Berntümelei ist mir fremd – ich würde allerdings auch nie behaupten, Schlieren oder Zürich seien das Grösste. Ich lebe einfach sehr gern das Leben, das ich hier lebe. Sie haben lange in Schlieren gelebt und sind nach Zürich zur Arbeit gependelt – dabei ist die Kolumne «Pendlerregeln» entstanden, die zwischen 2000 und 2009 in «20 Minuten» erschien. Das hat Ihnen viel Lob eingebracht. Erzählen Sie uns doch bitte eine Ihrer amüsantesten Geschichten aus dem ÖV. Eine? Das ist fast unmöglich. Zu viele gute Anekdoten. Mein Favorit ist «Jeannettli muss Kaka» über die Dame mit dem violett-weissen Haar, die den Kot mit einem Taschentuch aus dem After ihres Pudels gezupft hat … Aber das wollen Sie vermutlich nicht so genau wissen. Ansonsten ist es nachzulesen in meinem Buch «Und er fährt nie weg». Die damalige Schlieremer Stadtpräsidentin schimpfte mich einen «Nestbeschmutzer», aber im Grund waren meine Kolumnen allesamt verkappte Liebeserklärungen an Schlieren.
Die damalige Schlieremer Stadtpräsidentin schimpfte mich einen «Nestbeschmutzer», aber im Grund waren meine Kolumnen allesamt verkappte Liebeserklärungen an Schlieren.
Sie berichteten oft leidenschaftlich und lustig von nervenden Fahrgästen und merkwürdigen Buslinien. Welches sind die nervigsten Fahrgäste? Ganz einfach: Es ist immer der oder die andere. Man überlegt sich selber allzu selten, ob man mit seinem Handy-Gequassel, dem stinkenden Burger, den man mampft, oder der Auslage, die man mit dem eigenen Karsumpel im Abteil veranstaltet hat, anderen auf den Geist geht. In den letzten Jahren standen Sie sehr oft auf der Bühne. Durch die Corona-Krise ist das leider aktuell nicht mehr möglich. Wie sehen Sie die Zukunft der Kabarettisten? Vieles hat sich ja ins Web und auf digitale Kanäle verlagert. Für mich ist Humor aber immer ein Geben und Nehmen, ein Austausch mit dem Publikum. Kabarett, wie ich es betreibe, ist zwingend live: nur an dem Ort, an dem es gerade stattfindet, aktuell, einmalig und bedingungslos aus dem Moment heraus. Was überrascht Menschen immer wieder an Ihnen? Das müssen andere sagen. Auf der Bühne womöglich, dass ich meine zwei Stunden Text scheinbar locker auswendig kann. Persönlich? Sagen manche, ich sei grosszügig. Andere staunen, was für ein miserabler Fussballer ich bin. Was haben Sie in Ihrer Karriere anders gemacht, das zum Erfolg geführt hat? Ich habe rein gar nichts geplant, es hat sich alles ergeben. Und hinterher sieht es nach einem perfekten Karriereplan aus. Schön. Welche drei Dinge Ihrer Bucket List werden Sie demnächst in Angriff nehmen? Das Wichtigste habe ich schon in Angriff genommen: Ein Buch mit Musik-Reportagen von mir herauszugeben. Dann will ich von Elm nach Flims wandern über den Segnespass, samt Hüttenübernachtung. Und mit dem Rennvelo um den Zürichsee fahren. Wenn Sie eine Sache im Limmattal verändern könnten, was wäre das? Vielleicht einige Bausünden aus den 1970er- und 1980er-Jahren entfernen? Aber dann wäre es ja nicht mehr das Limmattal. Was kommt Ihnen zum Schlagwort «Agglo» als erstes in den Sinn? Die wahre Schweiz. Quelle fast all meiner Kolumnen und Kabarett-Nummern.
Die wahre Schweiz.
Nennen Sie bitte drei Schlagworte, die Ihnen beim Namen «Limmattal» in den Sinn kommen! Schlieremer Chind. Verkehrsader. Verkannter Durchgangsort, wo es sich auch verweilen liesse. Welches ist Ihr Lieblingsort im Limmattal? Haben Sie einen Geheimtipp? Geheimtipps verrät man nicht. Aber noch heute spaziere ich oft von meinem neuen Wohnort am Rand von Zürich durch den Schlieremer Wald. Und seit ich samstags öfter mit dem Velo meine Touren in die Region unternehme, entdecke ich landschaftlich ungeahnt schöne Seiten des Limmattals. Was sagen Sie zur Rolle der Regionale 2025 im Limmattal? Ich finde es höchst spannend, eine Region zu feiern, welche die allermeisten im Auto oder Zug links und rechts liegen lassen. Die Regionale lädt ein, sich für den sprichwörtlichen Durchgangsort der Schweiz Zeit zu nehmen, genauer hinzuschauen. Das ist ein Aspekt, der mich stets fasziniert hat: der Blick auf scheinbar Nebensächliches, vermeintliche Unorte zu Hauptorten zu erheben, das Alltägliche als Abenteuer zu feiern – nach diesem Grundsatz kaufe ich zum Beispiel Kunstwerke, und es ist vermutlich die Grundidee all meiner Arbeiten. Also bin ich auf die Regionale gespannt! Was denken Sie über das Projekt Siedlungscoach? Interessant und nötig. Ich hatte stets den Eindruck, im Limmattal passiere alles ein bisschen zu rasant, als dass die Gesellschaft alles einfach auffangen könnte. Die Entwicklung überfordert die Menschen. Wirtschaftliche und soziale Problemstellungen, allen voran diejenige der Integration, schienen mir oft übermächtig. Deshalb ist die Idee von Siedlungscoachs gut, denn wenn Orte so rasch wachsen, bedarf es der «Nachhilfe». Fragt sich bloss, ob eine einzelne Sozialarbeiterin, die als Siedlungscoach für die Bewohnerinnen und Bewohner von 177 neuen Wohnungen amtet und diese noch dazu mit der bereits ansässigen Bevölkerung vernetzen soll, ausreicht. Da geschieht einmal mehr viel «auf einen Chlapf». Vermutlich reicht eine Person da nicht aus, um Gemeinsinn zu stiften und mitzuhelfen, dass Zugezogene heimisch werden. Aber sie kann vieles anstossen und anregen.

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Hanspeter
Müller-Drossaart
Schauspieler
«Das Wort Agglo gehört ins Museum, weil es bewertend ein Oben und Unten, Zentrum und Randdenken suggeriert.»
Wie würden Sie das Limmattal beschreiben, wenn es eine Person wäre? Eine genussvolle selbstbewusste schottische Landlady, die sich von «Loch Zurich» emanzipiert hat. (Loch ist die schottische Bezeichnung von lake, sprich See). Sie sind bekannter Schweizer Schauspieler und haben in zahlreichen Serien und Filmen mitgespielt wie Lüthi & Blanc, Grounding - die letzten Tage der Swissair, Sennentuntschi und neuerdings auch Wilder. Wie kamen Sie dazu, Schauspieler zu werden? Aus der urkindlichen Neugierde heraus, spielenderweise andere Existenzen zu erforschen. Schauen Sie die Filme und Serien, in welchen Sie mitwirken? Hie und da ausschnittsweise. Die innere, künstlerische Selbstkontrolle nimmt ab, wenn man zu sehr von aussen auf seine Arbeit schaut. Was war bisher Ihre Lieblingsrolle? Mario Corti in «Grounding». Mit wem würden Sie gerne mal einen Film drehen? / Wer wäre Ihr Traum-Star? Helena Zengel, sie spielt zurzeit mit Tom Hanks in «News of the World» und ist zwölf Jahre alt. Beim Film «Zürcher Tagebuch» von Stefan Haupt sind Sie Sprecher – Sie haben eine unglaublich angenehme Stimme. Was war das für eine Erfahrung? Danke für das Lob. Mit Stefan Haupt habe ich schon viele Dokfilme sprachlich realisiert. Unsere Zusammenarbeit beruht auf grossem gegenseitigem Einfühlungsvermögen. Singen Sie auch? An den Thunerseespielen 2010/11 habe ich die Hauptrolle «Dällenbach Kari» gesungen. Durch die Corona-Krise ist Ihre Branche sehr stark betroffen. Wie sieht es aktuell auf Filmsets aus? Werden wir jemals wieder Szenen sehen, indem sich Menschen unbeschwert küssen, tausende Menschen die 5th Avenue runter spazieren etc.? Zur Frage 1:  Auf den Filmsets (Schweiz: Wilder und international: Bozenkrimi, ARD) werden sorgfältige Sicherheitsvorkehrungen realisiert. Das geht sehr gut. Zur Frage 2: Das braucht seine Zeit. Auf alle Fälle werden wir alle aufmerksamer und respektvoller miteinander umgehen lernen. Was überrascht Menschen immer wieder an Ihnen? Keine Ahnung, was die Menschen an mir überraschend finden. Ich halte mich für relativ gewöhnlich und meine Familie liebt mich trotz meiner manchmal unterirdisch schlechten Witze.
Ich halte mich für relativ gewöhnlich und meine Familie liebt mich trotz meiner manchmal unterirdisch schlechten Witze.
Was haben Sie in ihrer Karriere anders gemacht, das zum Erfolg geführt hat? Ich habe Glück gehabt, in einer Zeit Schauspieler geworden zu sein, in der noch viele Engagements an Theatern etc. möglich waren. Später konnte ich mein Ziel, mit der Familie in der Schweiz zu leben, nur durch die Entwicklung von breit gefächerten Arbeitsfeldern (Kabarett, Hörspiel, Lesungen, Moderationen, selber schreiben etc.) erhalten. Der helvetische Film- und TV-Markt ist zu klein. Welche drei Dinge Ihrer Bucket List werden Sie demnächst in Angriff nehmen? Ich arbeite an einem 3. Innerschweizer Mundartbuch (ich bin Obwaldner und in Uri aufgewachsen) mit hochdeutschen Texten gemischt. Zugleich schreibe ich an einem Theatermonolog über meinen Grossvater, der Kutscher war. und als Drittes versuche ich meine Bucket List zu entrümpeln, weil auf meinem Grabstein sowieso stehen soll: «Ich bin nicht fertig geworden». Wenn Sie eine Sache im Limmattal verändern könnten, was wäre das? Ich würde diese entwertenden Abgrenzungs-Energien gegen die multikulturelle Kohabitation aus den Köpfen kippen und die Tatsache feiern, dass unser hiesiges «Schweiz-Sein» im Limmattaler Delta von Offenheit und Konfliktlösungs-Bewusstsein geprägt ist. Was kommt Ihnen zum Schlagwort «Agglo» als Erstes in den Sinn? Gehört ins Museum, weil es bewertend ein Oben und Unten, Zentrum und Randdenken suggeriert. Nennen Sie bitte drei Schlagwörter, die Ihnen beim Namen «Limmattal» in den Sinn kommen. weltoffen – verbindlich – alles da Welches ist Ihr Lieblingsort im Limmattal? Haben Sie einen Geheimtipp? Bellevue auf dem Hasenberg: Blick vom Säntis zu den Berner Alpen! Was sagen Sie zur Rolle der Regionale 2025 im Limmattal?  Das Format der Regionale 2025 macht Sinn und man wird es schweizweit kopieren! Was halten Sie vom Projektportfolio der Regionale 2025? Das ist auf jeden Fall ein spannendes Portfolio, sehr anmächelig!
Das Format der Regionale 2025 macht Sinn und man wird es schweizweit kopieren!


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Stella Palino
Brunner
Theatertransfrau, Schauspielerin und Produzentin
«Ich wünsche mir für das Limmattal einen sofortigen Stillstand des Wachstums und die Limmattal-Bahn auf dem Trasse der Autobahn A1.»
Sie kommen aus Wettingen, erzählen Sie doch bitte von einer bestimmten Kindheitserinnerung in Ihrer Heimat im Limmattal. Vor 50 Jahren machten wir Velotouren von Wettingen nach Würenlos oder Otelfingen oder Spreitenbach. Das waren echte Abenteuer. Wir fuhren durch Wiesen und weite Felder, entdeckten Bauernhöfe und wilde Flussufer. Die Strassen waren viel weniger von Autos befahren und wir waren helmlos unterwegs. 
Die Idyllen sind kaum noch auffindbar.
Was hat sich seit Ihrer Kindheit da verändert? Die weiten Felder sind weg. Die Gemeinden sind mit anderen Gemeinden praktisch verschmolzen. Velotouren sind nur noch mit Helmen möglich. Das Abenteuer mit dem Velo ist zu einem Stress-Ausflug verkommen. Die Idyllen sind kaum noch auffindbar.   Wo liegt die Zukunft des Limmattals? Im «Leider»! Wahrscheinlichst wird alles zur «Stadt Zürich» werden.   Sie lebten und studierten in Paris - eine grossartige Stadt. Haben Sie aber in dieser Zeit gewisse Dinge im Limmattal vermisst? Ja, in meiner Zeit in Paris von 1977 bis 1981 dachte ich oft an die schönen Ufer an der Limmat und an Lagerfeuer in den Wäldern an der Lägern.    Ihrer Heimatstadt Baden blieben Sie in all den Jahren aber treu, auch wenn es Ihnen an Gründen auszuwandern nicht mangelt. Was fesselt Sie, zu bleiben? Zu Baden empfinde ich eine Hass-Liebe. Ich achte und verachte diese Kleinstadt. Ich habe hier meine kulturelle Basis. Hier möchte ich geben, ändern und verwundern. Es gibt auch tolle verrückte Menschen hier. Baden könnte anders sein – sie will es aber nicht. Ich bin auch hier wegen der Familie und liebsten Freunden. Heimat ist, wo man Freunde hat. Heimat ist, wo man Freunde hat. Was ist Ihr Lieblingsort im Limmattal? Da gibt es mehrere: Die Badener Wälder, das Eigi in Wettingen, der Lägerngrat oder den Bruno Weber-Park.
An was soll man denn heute noch glauben – ausser an seine Gefühle?
Sie haben eine beachtliche Karriere im Bereich Zirkus, Varieté und Körpertheater hinter sich und das «Theatro Palino» gehört quasi zum Inventar von Baden. Wie kam es zu dieser spannenden und speziellen Karriere? Das kann ich nicht so genau beantworten. Das sind immer komplexe Angelegenheiten. Aber sicher ist es das Gefühl, die Empfindung, etwas zu tun. Mein ganzes Leben habe ich nur so gestaltet: nach der Empfindung. Dazu kommt sicher auch die Unterstützung von der Stadt Baden und dem Kanton für meine künstlerischen Aktivitäten. An was soll man denn heute noch glauben – ausser an seine Gefühle? Mit Ihrem «Teatro Palino» spielen Sie Bühnensolos und Ensembletheater, kreieren Sommertheater und führen Regie. Aktuell geht das wegen Corona nicht und Ihre Branche leidet sehr darunter. Wie geht es Ihnen und wie blicken Sie in die Zukunft? Es lockt der Drang auf der Bühne zu sein und Publikum im Theater zu haben. Ja das fehlt mir! Das Verlangsamen der Gesellschaft und das Anhalten des wirtschaftlichen Wachstums gefällt mir. Auch, dass die Kunst einmal die Schnauze hält, finde ich gut. Überhaupt die Klappen mal zu schliessen, finde ich gut. Dank der Unterstützung vom Bund konnten wir bis jetzt durchhalten – ohne diese wären wir untergegangen. Jede Pandemie ging bis jetzt vorüber – oder man lernte damit zu leben. Auch bei dieser wird das so geschehen.
 In meinen Augen geht es aber nur darum «zu leben» – selbst zu leben – ohne Diktat. 
Was haben Sie in ihrer Karriere anders gemacht, das zum Erfolg geführt hat? Ich habe nichts anders gemacht. Ich bin einfach immer dran geblieben! Denn die Gefühle die einen leiten, bleiben ja bis zum Lebensende. Ich spreche auch nicht von Erfolg – Erfolg ist nur eine Erfindung der Menschen und gibt es eigentlich gar nicht. Unser System trichtert uns ein, «Erfolg zu haben». In meinen Augen geht es aber nur darum «zu leben» – selbst zu leben – ohne Diktat.  Sie machten früher Hochseil-Akrobatik – können Sie diese Gefühl für unsere Leser*innen beschreiben? Ich mache es noch immer, diesen Herbst zur Eröffnung der Bäder. Hochseil ist ein Bild mit viel Symbolik. Es ist eine Metapher für so vieles im Leben – und das ist das Wunderbare daran!  Es ist bildhaftes Theater. Dazu kommt das Gefühl des Risikos, der Gefahr – denn ich glaube, man ist kein Künstler*in, wenn nicht eine grosse Gefahr mit im Spiel ist.   Welche drei Dinge Ihrer Bucket List werden Sie demnächst in Angriff nehmen? 1) Seil-Training 2) Zuhören, Zuschauen, Empfindsamkeit 3) Texte und Stücke und Szenarien schreiben! Seit 10 Jahren leben Sie als Transgender Frau. Was bedeutet Ihnen Feminismus? Klappe aufmachen! Sich empören! Gleichstellung! Provozieren! Den Mann aufwecken und befreien! Das «beherrschte» Geschlecht wieder frei machen. Den Männern die Angst vor dem weiblichen Fleisch nehmen! «Zusammen» in allen Bereichen. Das Knacken der Rollen – also:  Die Befreiung der Männer auch – diese armen Kerle!  Welche Veränderungen wünschen Sie sich? Dass ich keine Angst mehr habe vor der Dummheit der Masse. Dass Wachstum anders definiert wird. Dass es jährlich einen globalen Lockdown gibt! Ein Stillstand von zwei Monaten! Und dass alle Geldflüsse international eingefroren werden in diesem Stillstand. So verliert niemand und niemand gewinnt!   Mit wem würden Sie gerne mal die Bühne teilen? Mit Madonna.  Wenn Sie eine Sache im Limmattal verändern könnten, was wäre das? Sofortiger Stillstand des Wachstums. Limmattal-Bahn auf dem Trasse der Autobahn A1. Was kommt Ihnen zum Schlagwort «Agglo» als Erstes in den Sinn? Schlafstadt. Junge Sprayer-Kunst. Menschen mit kleinen Hündlis.   Nennen Sie bitte drei Schlagwörter, die Ihnen beim Namen «Limmattal» in den Sinn kommen. Die Limmat. Tal. Beton.  
Der Teufelskeller ist schon sagenhaft.
Welches ist Ihr Lieblingsort im Limmattal? Haben Sie einen Geheimtipp? Die Bussberg-Wiese oberhalb von Wettingen. Und der Teufelskeller ist schon sagenhaft. Die Melancholie Spreitenbachs mag ich auch. Der Teufelskeller ist schon sagenhaft. Was sagen Sie zum Projektportfolio der Regionale 2025? Es kommt mir wie ein Hilferuf vor! Wie ein letztes Aufbäumen vor dem Untergang. A là: «Hey schaut, wir leben noch.» Sicher schlummern darin schöne Perlen. Lebendigkeiten, die es zu erhalten gibt und die zum geniessen sind. Wie ein Flehen: «Bitte lasst uns diese schönen Ecken behalten!» Dazu braucht es aber ein Umdenken in Politik und Wirtschaft: Endlich aufzuhören mit diesem Wachstum – das mehr einem karzinomatösen Gewächs gleichkommt. Einfach wachsen – irgendwohin. Vielleicht müsste sich die Regionale noch viel mehr politisch äussern: «Schluss jetzt!» Die Regionale 2025 zeigt uns auch, wie sehr wir das Limmattal verschandelt haben.  
Ich glaube, dass es zu viel Sound im Alltag gibt.
Was halten Sie vom neuen Projekt Klangteppich? «Musik den Menschen näher bringen» – das ist mir zu gesucht. Zu unbeholfen. Schauen sie: Musik beherrscht ja schon unser Leben, vor allem das der Jungen. Fast alle taumeln und stolpern mit Kopfhörern durch den Alltag. Ich glaube auch, dass es zu viel Sound im Alltag gibt. Überall rieselt uns was in die Ohren. Auch den Begriff «Klangteppich» finde ich leider nicht so gut. Ein Klangteppich ist überhörbar und meistens als Hintergrund gedacht. Es ist mehr ein Brei als gute Musik. Live-Musik anzubieten finde ich aber gut, vielleicht müsste man einfach den Aufhänger etwas ändern. Aber Aktionen, die Lebendigkeit ankurbeln, finde ich in jeder Hinsicht toll und wichtig!  

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Claudia
Nabholz
Designerin und Besitzerin des Kaffee Meise in Baden
«Ich hoffe, dass sich immer mehr wunderbare Projekte weiterentwickeln und das Bäderquartier wieder richtig belebt wird. Es stand so lange leer und ich hoffe, das ändert sich.»
Sie kommen aus Baden, erzählen Sie doch bitte von einer bestimmten Kindheitserinnerung in Ihrer Heimat im Limmattal. Ich komme aus Rieden bei Baden. Ich war als Kind in der Pfadi und wir waren oft auch an der Limmat und haben tolle Spiele und Übungen gemacht. Oder ich bin mit dem Fahrrad der Limmat entlang nach Baden gefahren. Zwischenzeitlich wohne ich jedoch in Zürich. Was hat sich seit Ihrer Kindheit da verändert?  Es gibt das tolle Kappiseeli das hatten wir früher noch nicht. Es gibt viele tolle Projekte im Bäderquartier, zum Beispiel das Bad zum Raben.  Wo liegt die Zukunft des Limmattals? Ich hoffe, dass sich immer mehr wunderbare Projekte weiterentwickeln und das Bäderquartier wieder richtig belebt wird. Es stand so lange leer und ich hoffe, das ändert sich.
Grundsätzlich vermisse ich immer das Essen als Erstes, wenn ich woanders bin als in der Schweiz.
Sie reis(t)en oft nach Hamburg und sind fasziniert von dieser Hafenstadt. Was vermissen Sie am Limmattal, wenn Sie dort sind? Ich war auch schon lange nicht mehr in Hamburg. Ich bin grundsätzlich jedoch nicht der Mensch, der etwas vermisst, wenn ich woanders bin (solange meine Familie dabei ist) – dann geniesse ich einfach alles um mich herum. Aber grundsätzlich vermisse ich immer das Essen als Erstes, wenn ich woanders bin als in der Schweiz.. Sie sind Besitzerin und Geschäftsführerin vom Kaffee Meise in Baden, das sehr beliebt ist und super läuft. Wegen der Corona-Krise war es schwer für Gastro-Betriebe. Nun geht alles wieder auf. Wie geht es Ihnen und wie blicken Sie in die Zukunft? Zum Glück dürfen wir nun wieder normal öffnen. Wir freuen uns alle sehr darauf. Wir haben die lange Pause genutzt, um die Meise zu entrümpeln, aufzuräumen und hübsch zu machen. Daher freuen wir uns jetzt einfach sehr, loszulegen!  Was ist (neben der Meise) Ihr Lieblingsort in Baden?  Das Hotel Blume in den Bädern. Neben Ihrem Kaffee Meise führen Sie auch noch ein Mode-Label, wie kam es dazu? Kreativ zu sein gehört zu mir und Mode hat mich schon lange interessiert. Ich habe mich weitergebildet in dem Thema und dann einfach meine erste Kollektion gemacht. Und nebenbei sind Sie auch noch verheiratet und haben eine kleine Tochter. Wie schaffen Sie das alles? Ich bin sehr gut eingespielt mit all meinen Projekten, habe super Mitarbeiter und zudem teilen uns mein Mann und ich die Arbeit zu Hause sehr gut auf. Wir werden auch von unseren Eltern sehr gut unterstützt. Ich kann zudem zwischenzeitlich sehr gut abschalten und mich auf das konzentrieren, was ich gerade mache. Natürlich gelingt mir das auch nicht immer und wie gesagt ich musste es zuerst lernen. Am Anfang der Gründung meiner Unternehmen habe ich immer alles reingesteckt an Zeit und Energie, zwischenzeitlich merke ich einfach, dass es auch wichtig ist, Ruhepausen zu haben für mich und meine Tochter. Es ist mir wichtig, an den Tagen, an denen ich mit meiner Tochter bin, nichts zu arbeiten und nicht noch eine riesen To-do-Liste nebenbei zu haben. 
Grundsätzlich denke ich, wenn man eine Idee hat und das umsetzen möchte, dann soll man das unbedingt machen.
Was ist Ihr Rat für junge Mütter, die sich ebenfalls selbständig machen wollen? Grundsätzlich denke ich, wenn man eine Idee hat und das umsetzen möchte, dann soll man das unbedingt machen. Für mich gibt es nichts Schöneres, als meine Tage selber einteilen zu können und viele tolle Projekte umzusetzen. Ich glaube es ist einfach wichtig, dass man das gerne macht.  Was sind die grössten Hürden, die frau (mit Kind) überwinden muss, beim Schritt in die Selbständigkeit? Ich denke, es gibt keine falsche und richtige Zeit sich selbstständig zu machen. Damit möchte ich sagen, wenn man es will, dann kann man es auch schaffen. Immer, ob mit oder ohne Kind. Natürlich kommt es sehr darauf an, ob man Unterstützung hat und sich die Zeit dafür nehmen kann. Aber ich denke, wenn man eine gute Idee hat, sollte man sie umsetzen. Sie sind eine richtige Macherin. Wir werden das Gefühl nicht los, dass da noch mehr kommt. Welche drei Dinge Ihrer Bucket List werden Sie demnächst in Angriff nehmen? Ich habe in diesem Jahr mit meiner Schwester ein neues Unternehmen gegründet. www.lafleurdouce.ch – ist ein Onlineshop für Trockenblumen. Die nachhaltige Alternative zu Schnittblumen. Es ist sehr aufregend, mit meiner Schwester zusammenzuarbeiten. Sie ist eine tolle Frau und Schwester und als Unternehmensberaterin ein absoluter Profi in allen wirtschaftlichen Themen des Unternehmens. Im Moment sind wir noch im Aufbau und daher gibt es noch viel Tolles und Wunderbares umzusetzen und zu entwickeln. Daher habe ich im Moment tatsächlich nichts auf meiner Bucket List. Was bedeutet Ihnen Feminismus? Ich selber versuche meiner Tochter ein gutes Vorbild zu sein und ihr zu zeigen, dass egal welches Geschlecht man hat, man das machen darf und kann was man will. Ich wünsche mir, dass sie in einer Zeit aufwachsen darf, in der es total normal ist, dass auch Männer zu ihren Kindern schauen und Frauen arbeiten gehen. Wenn man sich überlegt, wie lange es den Menschen schon gibt und dass wir immer noch über solche Themen diskutieren müssen, das ist doch total unglaublich.  Ich bin sehr dankbar, dass es viele tolle Frauen gibt, die für diese Rechte und Gleichstellung kämpfen. Wichtig finde ich, dass auch die Eltern von Knaben ein gutes Vorbild sind und ihnen zeigen und mitgeben, was Gleichstellung bedeutet.  Wer wäre Ihr Traum-Gast im Kaffee Meise? Hmm gute Frage, ich freue mich immer sehr über alle Gäste die zu uns kommen und vor allem wieder kommen. Daher ist vor allem jetzt, wo wir so lange zu sein mussten, einfach jeder Gast unser Traum-Gast.
Ich wünsche mir viel mehr Flussbäder wie in der Stadt Zürich.
Wenn Sie eine Sache im Limmattal verändern könnten, was wäre das? Viel mehr Flussbäder wie in der Stadt Zürich. Was kommt Ihnen zum Schlagwort «Agglo» als Erstes in den Sinn? Hochhäuser  Nennen Sie bitte drei Schlagwörter, die Ihnen beim Namen «Limmattal» in den Sinn kommen. Zürich, Aargau, Limmat. Welches ist Ihr Lieblingsort im Limmattal? Haben Sie einen Geheimtipp? Das Bäderquartier. Was halten Sie vom Projektportfolio der Regionale 2025? Sieht sehr spannend aus - da kommen viele wunderbare tolle Sachen auf das Limmattal zu. Ich freue mich, sie zu entdecken! Was halten Sie vom neuen Projekt «Park am Wasser»? Das sieht wunderbar aus, eine richtige Bereicherung für die Anwohner.

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Yvonne
Eisenring
Journalistin, Moderatorin und Buchautorin
«Heute wird überall Diversity angestrebt. Ich habe das im Limmattal schon früh erleben dürfen. Diese Vielfalt war für mich bereichernd und wichtig.»

Erzählen Sie von einer bestimmten Kindheitserinnerung in Ihrer Heimat im Limmattal. Schwierig, eine einzelne Erinnerung zu nennen. Das Limmattal ist voller Erinnerung, ich habe ja meine ganze Kindheit und Jugend dort verbracht. Ich bin in Dietikon aufgewachsen, ging sechs Jahre ins Fondli Schulhaus und danach sechs Jahre ins Gymi in der Kantonsschule Urdorf. Weil ich immer zu spät dran war, kannte ich alle Abkürzungen und Schleichwege mit dem Velo.  Was hat sich seit da verändert?  Ich bezweifle, dass ich mit dem Velo noch so schnell wäre. Nicht, weil ich heute langsamer fahre, aber weil es mehr Häuser, neue Siedlungen und andere Wege gibt. Ich bin mit 21 nach Zürich gezogen, seither hat sich bestimmt viel verändert.
Ich glaube, es wäre für jede und jeden wertvoll, schon jung mit anderen Kulturen in Kontakt zu kommen.
Wie hat Sie das Limmattal geprägt? Heute wird überall Diversity angestrebt, ich habe das schon früh erleben dürfen. Diese Vielfalt war für mich bereichernd und wichtig. Vor allem im Quartier, in dem ich bis zwölf lebte, wohnten Leute aus verschiedenen Ländern, sie hatten andere Religionen und Traditionen. Ich glaube, es wäre für jede und jeden wertvoll, schon jung mit anderen Kulturen in Kontakt zu kommen. Wenn man seine Kindheit nur mit Leuten verbringt, die den gleichen Hintergrund haben und ein mehr oder weniger gleiches Leben führen, ist man zurückhaltender oder skeptischer gegenüber Neuem.  Ist das Limmattal ein Dorf oder eine Stadt und wieso? Das Limmattal ist doch eine Region. Dietikon ist eine Stadt. Wo liegt die Zukunft des Limmattals? Vielleicht ist es irgendwann total cool, da zu wohnen. So wie Bushwick jetzt total angesagt ist. Das ist eine Nachbarschaft von Brooklyn, die nicht besonders zentral ist. Heute kann ich leider noch nicht auftrumpfen, wenn ich sage, dass ich in Dietikon aufgewachsen bin. Für manche bin ich dann gleich ein «Ghettokind». Was bedeutet für Sie Heimat? Heimat ist dort, wo man Wurzeln hat oder Wurzeln schlägt. Spüren Sie den Röstigraben zwischen Zürich und dem Aargau?  Nein, ehrlich gesagt nicht. Was macht das Limmattal einzigartig? Die Diversität.
Wir wollten herausfinden, ob man die Welt umrunden kann, wenn man nur von einem Freund zum nächsten reist.
Sie haben die Plattform yuujou (jap. für Freundschaft) mit Ihrer Schwester gegründet. Für die, dies noch nicht kennen, können Sie das Projekt kurz erklären und wieso der Name? Mit dem Medien-Kunstprojekt «Yuujou» wollten wir die reale Vernetzung der Menschen aufzeigen. Laut dem Six Degrees of Separation-Phänomen sind alle Menschen miteinander über sechs Personen verbunden. Wir wollten herausfinden, ob man die Welt umrunden kann, wenn man nur von einem Freund zum nächsten reist. Das internationale Casting, um die Reisenden zu finden, übertraf alle Erwartungen: Über 30 000 Menschen aus 167 Ländern bewarben sich. Im April 2019 reisten dann sechs Leute, ich inklusive, von Berlin los. Wir gingen in entgegengesetzte Richtungen und ohne klare Route. Der nächste Stopp war jeweils bei einem Freund des aktuellen Gastgebers. Das Experiment ist geglückt, nach 100 Tagen sind beide Reiseteams am anderen Ende der Welt, in Tokio, angekommen. Bald soll ein Dok-Film über «Yuujou» erscheinen. In Ihrem Bestseller «Ein Jahr für die Liebe» gehts ums Daten. Wo und wie wäre das perfekte erste Date im Limmattal?  An der Limmat. Oder noch besser: Mit dem Gummiboot vom Letten in Zürich nach Dietikon. Was überrascht Menschen immer wieder an Ihnen? Puh, schwierig zu sagen. Ich glaube, viele finden es überraschend, dass ich so verschiedene Projekte unter einen Hut bringe. Das sagen mir jedenfalls viele, vielleicht wollen sie mir aber auch nur schmeicheln. Ich habe tatsächlich mehr als zwei Standbeine mit den Büchern, den Theaterstücken, den Dok-Filmen, den Essays und Kolumnen und den Podcasts. Aber sie haben alle einen ähnlichen Hintergrund, es geht immer um Menschen und Geschichten. In «Wahrheit, Wein und Eisenring» sprechen Sie mit Promis über Tabuthemen. Welches ist Ihr absolut liebstes Tabuthema und warum? Ich mag jedes Tabu, das ehrlich besprochen, also gebrochen wird. Ich finde alle Themen wichtig, die in dem Talkformat als Karten gezogen werden können. Es hängt davon ab, wie offen jemand darüber spricht.
Einen Fehler, den viele Menschen, machen, ist, dass sie so tun, als gehöre der Tod nicht zum Leben.
Welcher Fehler wird immer wieder gemacht, sogar von sehr smarten Menschen? Das Tabu, das ich persönlich oft zum Thema mache, ist der Tod. Ich habe ein Buch («Eine Frage der Zeit») und ein Theaterstück («Auf Wolke 97») darüber geschrieben, weil ich finde, dass wir mehr über den Tod sprechen sollten. Einen Fehler, den viele Menschen, machen, ist, dass sie so tun, als gehöre der Tod nicht zum Leben. Er wird sozusagen totgeschwiegen. Es würde uns allen helfen, hätten wir einen anderen Umgang und mehr Rituale mit dem zugegeben unschönen Thema. 
Ich glaube, mutig sein, führt oft zum Erfolg.
Was haben Sie in ihrer Karriere anders gemacht, das zum Erfolg geführt hat? Ich habe nach der Matura nicht studiert, vielleicht war das ein guter Entscheid. Nach dem Langzeitgymi hatte ich keine Lust, gleich an die Uni oder die ETH zu gehen. Ich ging nach Venezuela, um Spanisch zu lernen, wurde kurz Snowboardlehrerin, danach führten ein paar Zufälle dazu, dass ich im Journalismus gelandet bin. Mit 19 hatte ich eine Festanstellung bei einer Zeitung, mit zwanzig begann ich bei TeleZüri als Reporterin. So jung in den Medien zu arbeiten, hat sicher auch Nachteile. Ich musste mich doppelt beweisen und habe geschuftet wie eine Verrückte. Aber als meine Freund*innen mit 25 fertig studiert haben und in die Arbeitswelt einsteigen wollten, war ich schon lange berufstätig. Mit 27 habe ich meinen Job als TV-Journalistin aufgegeben, um mich ganz aufs Schreiben konzentrieren zu können. Der Vorsprung gab mir eine gewisse (Narren-)Freiheit. Den Rat, den ich befolge und den ich allen - vor allem Frauen - geben würde, wäre dieser: Wenn du eine Chance kriegst, pack sie! Auch wenn du nicht hundertprozentig weisst, ob du der Aufgabe gewachsen bist, sag einfach mal Ja. Diese Einstellung hat sich bisher bewährt. Mein erstes Buch, oder auch das Theaterstück «Grab them by the penis» sind so entstanden. Ich wurde gefragt, ob ich das machen will und sagte zu, obwohl ich nicht sicher wusste, dass ich das wirklich kann. Aber ich hätte es ohnehin nicht herausgefunden, ohne es zu versuchen. Ich glaube, mutig sein, führt oft zum Erfolg. Welche drei Dinge Ihrer Bucket List werden Sie demnächst in Angriff nehmen? Ich werde dieses Jahr mein erstes Drehbuch für die Filmproduktionsfirma «tellfilm» schreiben. Das ist eine neue, spannende Herausforderung. Ich werde Klavier spielen lernen und ich möchte ein Praktikum bei «The Daily Show with Trevor Noah» machen. Letzteres ist eher Wunschliste, statt Bucket List. Sie leben in Zürich, Paris und New York. Was vermissen Sie an Zürich, wenn Sie in den anderen Metropolen sind? Meine Freund*innen und meine Familie, die in Zürich leben. Wenn Sie eine Sache im Limmattal verändern könnten, was wäre das? Mehr Velowege. Welches ist Ihr Lieblingsort im Limmattal? Haben Sie einen Geheimtipp? Ich habe sehr viele schöne Sommerabende in der Badi im Fondli mit Pommes und viel Ketchup verbracht. 

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Edith
Schelling
Musiklehrerin
«Eigentlich ist das Limmattal zu einer grossen zusammenhängenden Gegend geworden. Es ist bunt und lebendig mit den vielen Kulturen und Menschen die hier leben.»
Sie sind in Dietikon aufgewachsen und leben noch heute da. Erzählen Sie von einer bestimmten Kindheitserinnerung in Ihrer Heimat im Limmattal. Früher war der gefrorene Marmoriweiher jeden Winter ein Riesenfest. Ich erinnere mich, dass wir als Familie ( habe noch zwei Geschwister) jeweils am Abend das Schlittschuhlaufen mit Beleuchtung, Punsch und heissen Marroni enorm genossen haben. Ganz Dietikon war auf den Beinen und man traf sich sozusagen zum Wintersport Schlittschuhlaufen.
Ich sage, wie viele alte Dietiker,  immer noch: ich gehe ins Dorf!
Was hat sich seit da verändert?  Es hat natürlich deutlich mehr Menschen und ist definitv anonymer geworden. Ich habe auch heute noch viele Freunde aus dieser Zeit, sozusagen alte Dietiker. Ich sage, wie viele alte Dietiker, immer noch: ich gehe ins Dorf! Aber die nahe Natur und die Stadtnähe ist immer noch die Gleiche. Wie hat Sie das Limmattal geprägt? Sehr! Ich habe hier den grössten Teil meiner Schulzeit verbracht, meine Ausbildung absolviert, meine Familie gegründet. Ich habe hier meinen Arbeitsplatz, meine Einkaufspräferenz und auch einen grossen Teil meiner Freizeit und Freundschaften … eigentlich meine Wurzeln. Wo liegt die Zukunft des Limmattals? Das Limmattal ist zu einer grossen zusammenhängenden Gegend geworden. Es ist bunt und lebendig mit den vielen Kulturen und Menschen die hier leben. Ich mag es sehr. Ich denke, Dietikon wird immer grossstädtischer und ein beliebter und sehr attraktiver Wohnort für Menschen, die gerne Stadt und Natur in Gehdistanz haben möchten (oder natürlich in Velodistanz). Was bedeutet für Sie Heimat? Das was ich oben geschrieben habe. Ich lebe hier und verbringe den grössten Teil meiner Freizeit hier.  Welche Jahreszeit mögen Sie am liebsten in Dietikon? Da ich den Winter sowieso, hat nichts mit dem Wohnort zu tun, am wenigsten mag, die anderen drei. Die Natur ist so spannend und da ich auch einen Garten habe, geniesse ich die Zeit von Frühling bis Herbst auch aktiv bei den anfallenden Arbeiten.
Dietikon war ein Dorf an der Reppisch und nicht an der Limmat.
Sie machen Stadtführungen in Dietikon. In der Vorbereitung haben Sie viel darüber recherchiert und auch Neues dazu gelernt. Was sind drei spannende Dinge, die man über Dietikon wissen sollte? Dietikon war ein Dorf an der Reppisch und nicht an der Limmat, da die Industrie an der Reppisch war und die Limmat zu oft über die Ufer trat und kein idealer Lebensraum war. Dietikon war immer schon ein wichtiger Knotenpunkt von Zürich nach Bern, Innerschweiz -Mittelland, Nord Süd. Der zweite Weltkrieg hat in Dietikon auch starke und interessante Spuren hinterlassen. Was macht das Limmattal einzigartig? Die Nähe zu Zürich und Baden, zum Flughafen, die Anbindung an die Autobahn, die Naturnähe (in 10 Minuten ist man von jedem Standort aus im Wald!) und natürlich die bunte multikulurelle Bevölkerung die hier zusammenlebt. Sie sind Musiklehrerin in Dietikon und spielen selber auch in einer Band. Was gefällt Ihnen am meisten an diesem Beruf? Ich unterrichte Schüler von 1 ½ bis 90 Jahren! Eltern-/Kind-Musizieren, musikalische Grundschule, Akkordeon und Keyboard sind meine Bereiche. Ich liebe es, mit mit den verschiedenen Menschen zu arbeiten und begleite Sie manchmal jahrelang. Das ist sehr erfüllend für mich. Gemeinsames Musizieren macht mir sowohl mit Schülern, Freunden und Lehrern viel Freude und wenn es den Zuhörern auch gefällt, um so schöner. Und wie ist die Situation aktuell, mit Corona? Im Lockdown letzten März haben wir fast von einem Tag auf den anderen auf Fernunterricht umgestellt. Das war sehr herausfordernd aber auch spannend. Seit Mai unterrichte ich aber (mit Maske und Abstand) wieder normal bis auf das Eltern-/Kind-Musizieren, das noch nicht erlaubt ist. In der Schule musste ich auf das Singen verzichten, da habe ich den Fokus halt auf Rhythmus, Tanzen und Instrumentenkunde verschoben. Neben der Musik sind sie leidenschaftliche Läuferin und haben bereits diverse Marathons hinter sich. Welche Laufstrecke im Limmattal ist die schönste zum Trainieren? Da möchte und kann ich mich nicht auf eine Strecke festlegen. Sehr gerne laufe ich zum Egelsee, über den Heitersberg, Hasenberg. Aber die Wege im Hohneret und Reppischtal sind genauso schön und auch die Limmat bis zum Werdinseli oder in Richtung Baden sind je nach gewünschtem Trainingseffekt oder auch Jahreszeit (im Winter ist es für den Lauftreff am Montagabend dunkel) ideale Laufgebiete.
Ich habe noch ganz andere Leidenschaften in meinem Leben.
Was überrascht Menschen immer wieder an Ihnen? Ich glaube, meine Vielseitigkeit. Ich habe nämlich noch ganz andere Leidenschaften in meinem Leben. Ich tanze seit vielen Jahren in einer Rock'n'Roll-Formation mit und bin dort mit viel Begeisterung dabei. Wir freuen uns schon sehr, wenn wir wieder auftreten können oder zuerst mal wieder trainieren dürfen. Dann bin ich generell ein Sportfan … Einer meiner Söhne ist Sportler von Beruf und ich bin ich sein grösster Fan und bin auch schon ins Ausland für Turniere oder Spiele mitgereist. Mein zweiter Sohn ist auch sehr sportlich und auch da gehe ich gerne zuschauen. Sport ist generell ein grosses Thema bei mir: Wir beherbergen auch im Moment einen verletzten Sportler aus Deutschland bei und ich es ist sehr interessant, aus direkter Quelle zu hören, was da so abgeht. Dann haben wir seit 2 Jahren Untermieter (Studenten) bei uns. Im Moment eine indische junge Frau und einen französischen jungen Mann. Welche drei Dinge auf Ihrer Bucket List werden Sie demnächst in Angriff nehmen? Ich freue mich sehr, wenn man wieder etwas planen kann. Letztes Jahr wollten wir die Bretagne bereisen – das kommt sicher bald dran! Zudem habe ich Freunde zum Teil ein Jahr nicht mehr gesehen. Das steht auch ziemlich weit oben auf der Liste. Und einen Konzertbesuch wünsche ich mir auch!
Die Sicherheit für uns Zweiradfahrer, mit den vielen Schienen, ist eine grosse Herausforderung. Ich hoffe, dass es da gute Lösungen geben wird.
Wenn Sie eine Sache im Limmattal verändern könnten, was wäre das? Für mich als Velofahrerin ist es im Moment im Zentrum ziemlich kriminell und da wünsche ich mir raschmöglichst wieder eine Verbesserung. Die Sicherheit für uns Zweiradfahrer, mit den vielen Schienen, ist eine grosse Herausforderung. Ich hoffe, dass es da gute Lösungen geben wird. Was kommt Ihnen zum Schlagwort «Agglo» als Erstes in den Sinn? Vorurteil und negativ behaftetes Wort. Ja wir leben in der Agglo aber ich bin lieber hier als in der Zürcher Innenstadt, oder auf dem Land wo ich für jede Kleinigkeit ins Auto sitzen muss. Nennen Sie bitte drei Schlagwörter, die Ihnen beim Namen «Limmattal» in den Sinn kommen. Kleinstädtisch und trotzdem Dorf, Naturnähe, multikulti. Welches ist Ihr Lieblingsort im Limmattal? Haben Sie einen Geheimtipp? Der Egelsee (ist zwar Aargau aber trotzdem) und das Reppischtal.
Man muss gar nicht immer so weit weg reisen, um richtig Schönes zu sehen.
Was halten Sie von der Regionale 2025? Es ist toll, dass man sich für unser Limmattal, das so viel Schönes zu bieten hat, einsetzt, und das auch öffentlich macht. Gerade auch durch Corona haben bestimmt viele Leute (endlich) unsere Umgebung erkundet und gemerkt, man muss gar nicht immer so weit weg reisen, um richtig Schönes zu sehen.

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Hélène
Vuille
Food-Waste-Pionierin und Autorin
«Meine Hoffnung liegt darin, dass sich trotz des so rasant fortschreitenden Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums die Balance zwischen Fortschritt und Natur im Lot hält.»
Erzählen Sie von einer bestimmten Kindheitserinnerung in Ihrer Heimat im Limmattal. Meine Kindheit hat in der Innerschweiz, in Einsiedeln, stattgefunden. Das Limmattal jedoch ist im Sommer 1980 zu meiner zweiten Heimat geworden. Ich war damals mit meinem Sohn Raphael schwanger und mein allererster Gedanke – ich erinnere mich noch so genau daran, als ich die wunderschöne Gegend mit dem riesigen Waldgebiet rund um die Sternensiedlung in Birmensdorf sah – war, wie schön es für ein Kind nur sein muss, in einer solch kinderfreundlichen und geschützten Waldgegend aufwachsen zu dürfen. Es erinnerte mich an meine Kindheit. Auch Jahre später mitzuerleben, wie glücklich es meinen Sohn machte, mit seinen Freunden zusammen die Sommerferien selbst zu gestalten – im angrenzenden Wald, im Garten, mit einem Zelt, einer Feuerstelle und einem Topf.
Niemand kann seine Geschichte zurückdrehen.
«Nur die Zeit hat sich verändert», habe ich viele Male gedacht. Das wechselseitige Entgegensetzen, das Zurückerinnern und die Gedanken an meine eigene Kindheit haben Vieles wach werden lassen. Niemand kann seine Geschichte zurückdrehen- oder leben, trotzdem halte ich mich gerne darin auf, gerade wenn ich an die Zeit zurückdenke, welche ich mit meinen Geschwistern im Wald verbringen durfte, an die verborgenen Geheimnisse, das Versteckspielen hinter den urmächtigen Eichen mit ihren unterschiedlichen Gestalten, das Empfinden der Zugehörigkeit, Geborgenheit und Vertrautheit, auch an die Baumgeschichten mit den Jahresringen, die uns so viel erzählt haben. Diese so besonderen Kindheitsgefühle im Wald werden immer lebendig bleiben. Was hat sich seit da verändert? Es sind viele Jahresringe dazu gekommen. Ich bin eine überaus stolze Nonna geworden. Ein fortwährender Prozess mit neuen Gewohnheiten und dem Wissen, die Perspektive zu haben, Vieles verändern zu können.
Ich habe im Limmattal meinen Platz gefunden.
Wie hat Sie das Limmattal geprägt? Diese stadtnahe und gleichzeitig erreichbare Naturlandschaft mit ihrem so unglaublich vielfältigen Reichtum an unterschiedlichen Elementen hat mein Leben in ganz vielen Hinsichten, für welche ich unendlich dankbar bin, geprägt. Zudem wurde ich mit meinem «Food Waste»-Projekt von der Limmattaler-Zeitung, den Gemeinden, aber auch lokalen Unternehmen spontan und auf ganz unterschiedliche und unbürokratische Weise unterstützt. Dank dieser Hilfe sowie durch Lesungen und Referate konnte ich viele freiwillige Helfer/-innen finden, welche bis heute diese Lebensmittel abholen und verteilen. Es fühlt sich gut an, Teil einer solchen Gemeinschaft sein zu dürfen. Ich habe im Limmattal meinen Platz gefunden. Was ist Ihre Vision für das Limmattal? Ich habe keine persönliche oder wirtschaftliche Vision für das Limmattal. Meine Hoffnung liegt darin, dass sich trotz des so rasant fortschreitenden Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums die Balance zwischen Fortschritt und Natur im Lot hält.
Es sind wohl immer oder genau die kleinen Momente im Leben, die über etwas hinausgehen, ohne dass man es merkt.
Sie setzen sich stark gegen den Food Waste ein, wie kam es dazu? Es sind wohl immer oder genau die kleinen Momente im Leben, die über etwas hinausgehen, ohne dass man es merkt, wie dieser eine Abend im Jahr 1998, als ich nach meiner Arbeit kurz vor Ladenschluss noch ein Brot kaufen wollte und mitansehen musste, wie die Verkäuferin an einer Gourmessa-Bar sämtliche Tagesfrischprodukte, also Lebensmittel wie Brote, Wähen, Sandwiches, Feingebäcke, Snacks Canapés, Salatportionen, Fruchtportionen, Birchermüesli, Torten, Patisserie etc. in einer grünen Tonne entsorgt hat. Es war dieser bestimmte eine Moment, der nach dem darauf folgenden 90-minütigen Gespräch mit dem verantwortlichen Filialleiter meinem Leben und meiner beruflichen Tätigkeit eine andere Richtung geben sollte. Nach initial hartnäckiger Verweigerung und unnachgiebigen Argumenten des Filialleiters auf meinen Vorschlag, diese Lebensmittel an obdachlose Menschen zu verteilen, war er schliesslich einverstanden. Wohl auch, weil sein Feierabend längst begonnen hatte, er mich nicht ernst nahm und er nicht glaubte, dass ich tatsächlich wiederkommen würde, um diese Tagesfrischprodukte abzuholen. Per Handschlag besiegelten wir unseren Vertrag. Bereits am nächsten Abend holte ich die erste Ladung ab, um sie in ein Obdachlosenheim in Zürich zu bringen. Ein Heim, welches für 33 Männer die Endstation einer Reise durch zahlreiche Institutionen wie psychiatrische Kliniken, dem Gefängnis oder der Strasse darstellt, ein Heim für Menschen die man nicht sieht, weil man sie nicht sehen will. Oft sind es Menschen, mit denen niemand mehr etwas zu tun haben möchte. Bald schon waren drei Abende pro Woche fest in mein Leben integriert und nach wenigen Monaten fasste ich den Entschluss, mein Projekt weiter auszubauen.
Ich habe mich oftmals wie David gegen Goliath gefühlt.
Sie haben es geschafft, dass die Migros mit Ihnen einen Vertrag unterzeichnete, der die Verteilung von Tagesfrischprodukten an bedürftige Menschen in jeder Migrosfiliale der Migrosgenossenschaft Zürich erlaubt. Ein unglaublicher Erfolg. Ist das Ziel die ganze Schweiz? Es war der Anfang eines schwierigen Kampfes gegen die Verschwendung von Lebensmitteln, gegen den «orangen Riesen», bei dem ich mich oftmals wie David gegen Goliath fühlte. Nur dank der Kompetenzüberschreitung des damaligen Filialleiters sei es so weit gekommen, wurde ich von Instanz zu Instanz abgefertigt. Fehlende Logistik, Produktehaftung, Geld und der Zeitaufwand waren die Gegenargumente. Gar Verpackungsmaterial wie Kartonschachteln und Tragtaschen waren damals Thema einer Sitzung. Damit das ganze Projekt daran nicht scheitern sollte, bezahlte ich das Verpackungsmaterial von dem Tag an selbst. Mein Antrag um Kostenübernahme des Verpackungsmaterials wurde vom Migros-Kulturprozent dreimal abgelehnt. Heute ist das Verpackungsmaterial zum Glück kein Thema mehr. Die Lebensmittel werden in abwaschbaren Kunststoffboxen abgegeben. Gleichzeitig kämpfte ich auf politischer Ebene. Es war mir bewusst, dass nur eine eidgenössische Regelung schweizweit etwas bewegen könnte. Erst nachdem mein erstes Buch, in welchem ich nicht nur die Lebensgeschichten von Menschen, welche auf der Rückseite des Lebens leben müssen, beschreibe, sondern auch über meine langjährigen Erfahrungen mit der Migros und mit Food Waste spreche, war die Migros bereit, diesen Vertrag zu unterzeichnen. Damals kannte man das Wort Food Waste noch gar nicht wirklich. Am 12. März 2020, einen Tag bevor die Session der Bundesversammlung wegen Corona abgebrochen wurde, kam die Motion durch, für die ich von Anfang gekämpft hatte: Im Lebensmittelgesetz wird festgehalten, dass Lebensmittel, die bisher nach Ladenschluss im Abfallkübel landeten, an gemeinnützige Organisationen abgegeben werden dürfen, um sie an arme Menschen zu verteilen. Mein Mann René Vuille, Jurist und Haftpflichtspezialist, formulierte den Passus. Ich schrieb die Begründung zusammen mit der Nationalrätin Martina Munz, welche die Motion einreichte. Am 4. September 2020 wurde Ihnen die «Flamme des Friedens» überreicht. Herzliche Gratulation. Was bedeutet eine solche Anerkennung für Sie? Diese Anerkennung nach über 22 Jahren bedeutet mir unendlich viel. Es hat sich gelohnt, nicht aufzugeben. Was überrascht Menschen immer wieder an Ihnen? Meine Hartnäckigkeit, denke ich.
Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass wir uns bewusst sind, dass jeder einzelne hier etwas beitragen kann, ich eingeschlossen.
Ganz ehrlich: Gibt es bei Ihnen zu Hause nie Food Waste? Doch, leider ist es mir auch schon passiert, dass ich Lebensmittel wegwerfen musste. Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass wir uns bewusst sind, dass jeder einzelne hier etwas beitragen kann, ich eingeschlossen. Was sind drei kleine Dinge, die in Privathaushalten gegen Food Waste unternommen werden können? Bewusst einkaufen: Saisonal und wenn möglich aus der Umgebung. Reste verwerten (in Form von Suppen, Aufläufen etc.). Die Kühlkette beachten und Produkte richtig lagern (damit sie nicht zu schnell ablaufen). Wenn Sie eine Sache im Limmattal verändern könnten, was wäre das? Der Umwelt mehr Sorge zu tragen. Was kommt Ihnen zum Schlagwort «Agglo» als Erstes in den Sinn? Diese gleichzeitige Nähe zur Stadt und zur Natur. Nennen Sie bitte drei Schlagwörter, die Ihnen beim Namen «Limmattal» in den Sinn kommen. Limmat – Tal – Heimat Welches ist Ihr Lieblingsort im Limmattal? Geheimtipp? Das Reppischtal! Die Natur rund um die Reppisch fühlt sich beseelt an – als Gegenpol zur sozialen Zivilisation – ein grossartiges Bauwerk der Natur – ein Naturdenkmal von nationaler Bedeutung. Was halten Sie vom Projekt Siedlungscoach? Das Projekt «Siedlungscoach» halte ich für ein sehr wichtiges und zukunftsorientiertes Projekt mit Vorbildcharakter.

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Alan
Frei
Unternehmer und Minimalist
«Ich bin nicht Minimalist, weil ich wenige Dinge haben will, sondern weil ich durch weniger Dinge glücklicher werde.»
Erzählen Sie von einer bestimmten Kindheitserinnerung in Ihrer Heimat im Limmattal. Es gibt nichts Schöneres, als im Herbst oder Frühling zwischen dem Bäderquartier und der Altstadt unter den Bäumen an der Limmat zu spazieren. Das ist eine schöne Erinnerung. Auch war ich viel im McDonald’s in der Badstrasse Was hat sich seit da verändert?  Den McDonald’s gibt es nicht mehr dort.
Ich bin heute Unternehmer und Baden hat mich inspiriert, Unternehmer zu werden.
Wie hat Sie Baden geprägt? Baden ist der Ort wo Charles Brown und Walter Boveri ihr Unternehmen gegründet haben und versucht haben, Neues zu machen. Ich bin heute Unternehmer und Baden hat mich inspiriert, Unternehmer zu werden. Wenn jemand Baden zum erste Mal besucht, wohin würden Sie diese Person schicken?  Auf Schloss Stein und in die Altstadt an die Limmat. Was überrascht Menschen immer wieder an Ihnen? Wie gut Badener feiern können.
Wenn mir etwas fehlen würde, würde ich es kaufen, wenn ich etwas zu viel hätte, würde ich es weggeben.
Sie besitzen rund 70 Sachen. Welche drei Gegenstände würden Sie aufgeben, wenn Sie sich entscheiden würden, nur noch 67 Sachen zu besitzen? Wenn ich es haben wollen würde, würde ich es kaufen. Ich bin nicht Minimalist, weil ich wenige Dinge haben will, sondern weil ich durch weniger Dinge glücklicher werde. Wenn mir etwas fehlen würde, würde ich es kaufen, wenn ich etwas zu viel hätte, würde ich es weggeben. Welcher Fehler wird immer wieder gemacht, sogar von sehr smarten Menschen? Ein Fehler, den smarte Leute machen, ist, dass sie alles überdenken – sie würden gerne etwas umsetzen, aber der Kopf sagt nein. Mein Motto: «Machen ist wie Wollen, nur krasser.» Was haben Sie in ihrer Karriere anders gemacht, das zum Erfolg geführt hat? Mehr Fokus. Als Unternehmer sehe ich überall Chancen. Aber als Unternehmer muss man auch lernen, zu den meisten Dingen nein zu sagen. Sie wohnen seit einigen Monaten im Hotel, was ist das Schönste daran? Dass alles für einen organisiert wird. Sie machen sogar mein Bett – ich hoffe meine Mutter liest dieses Interview nie. Wieso Zürich? Wieso das Limmattal? Sie könnten ja irgendwo wohnen auf der Welt. Im Frühling ist Zürich die schönste Stadt der Welt. Im Winter haue ich ab. Und gibts etwas, das Sie an den eigenen vier Wänden vermissen? Nein. Welche drei Dinge Ihrer Bucket List werden Sie demnächst in Angriff nehmen? Alle 47 europäischen Länder besuchen. Heute habe ich 35 von 47. Mich vorbereiten, sodass ich 2026 an die Olympiade in Mailand kann. Abnehmen.
Ich würde mehr Raum für Startups schaffen.
Wenn Sie eine Sache im Limmattal (oder mehr spezifisch in Baden) verändern könnten, was wäre das? Mehr Raum für Startups schaffen. Mehr schöne Cafés eröffnen. Was kommt Ihnen zum Schlagwort «Agglo» als Erstes in den Sinn? Eine Frage der Perspektive. Nennen Sie bitte drei Schlagwörter, die Ihnen beim Namen «Limmattal» in den Sinn kommen. Baden, Badenfahrt, Tivoli. Welches ist Ihr Lieblingsort im Limmattal? Geheimtipp? Das Restaurant Torre in Baden.

Mehr zu Alan Frei und seinen Projekten gibt es hier zu entdecken.
Steve
Merson
Sänger und Tik Tok-Star
«Lady Diana hat mir sehr imponiert und gezeigt, dass man seine Reichweite nutzen soll, um den Menschen zu helfen.»
Erzählen Sie von einer bestimmten Kindheitserinnerung in Ihrer Heimat im Limmattal. Ich hatte eine schöne Schulzeit im  Moosmatt. Als kleines Kind war ich immer bei meinen Grosseltern in ihrem Haus am Bauernacker 32. Für mich war es eine unbeschwerte und heile Welt in diesem damals scheinbar so grossen Haus. Mein Grossvater grillierte immer für uns, mit meiner Mutter plätscherte ich als 3-Jähriger im Swimmingpool und genoss die Zeit. 
Ich bin sehr viel in der Schweiz rumgekommen, für mich ist Urdorf eine der schönsten Gemeinden der Schweiz.
Was hat sich seit da verändert? Urdorf ist sehr gross geworden und leider sind sehr viele gute Restaurants in der Zwischenzeit zugegangen, zum Beispiel Pappel, Frohsinn oder der Nelson Pub. Positiv finde ich, dass Ferrari seinen Hauptsitz in Urdorf hat. Urdorf ist mittlerweile sehr überwacht mit vielen Kameras, das Schulhaus an der Schulstrasse war eines der ersten Schulhäuser mit Kameras auf dem Pausenplatz.  Wie hat Sie Urdorf geprägt? Trotz der Grösse ist Urdorf doch mehr ein Dorf - jeder kennt jeden trifft noch sehr oft zu. Es ist gemütlich, hat aber doch auch Action und viele schöne Plätze. Ich bin sehr viel in der Schweiz rumgekommen, für mich ist Urdorf eine der schönsten Gemeinden der Schweiz. Wenn jemand Urdorf zum erste Mal besucht, wohin würden Sie diese Person schicken?  Im Winter ist es im Hallenbad sehr angenehm oder auf der Eisbahn ist es auch toll. Das Reppischtal kann ich für einen erholsamen Spaziergang oder ein schönes Picknick empfehlen. Sogar ein gedeckter Grillplatz ist vorhanden.
Ich habe verrückte Ideen, überrasche die Menschen.
Was überrascht Menschen immer wieder an Ihnen? Das Spezielle an mir: Ich habe verrückte Ideen, überrasche die Menschen. Diese denken sehr oft, da bin ich mir sicher, ich sei ein Träumer mit illusorischen Ideen, der die Welt verändern möchte. Und dann bin ich auch noch genug verrückt, es zu tun und dann sind die Leute immer wieder überrascht, wenn solche Ideen auch gelingen und erfolgreich sind.
Auch aus einer manchmal scheinbar hoffnungslosen Situation, kann man es schaffen, vielleicht sogar ganz nach oben.
Sie sind sehr sozial und setzen sich für Jugendliche ein, woher kommt das? Ich war 12 Jahre alt, als mein richtiger Vater wieder  in mein Leben kam. Mich faszinierte es, dass ich bei ihm machen durfte, was ich wollte. Es war leider der Anfang einer sehr schweren Zeit. Ich war allein, weg von meiner Mutter und letztendlich lebte ich allein in Bern, Biel und Wiedlisbach. Meine Mutter und mein Stiefvater waren streng und gute Eltern, bei meinem richtigen Vater war die Szene, er führte ein wildes Leben, fuhr Motorrad und interessierte sich für Gaming. Mich faszinierte das, er hatte mich über zwei Jahre so manipuliert, dass ich bei ihm leben wollte. Mit 14 bin ich dann mit behördlicher Bewilligung zu meiner Grossmutter nach Urdorf gezogen. So war ich in der Nähe meines Vaters, der in einer 1.5-Zimmerwohnung in Schlieren wohnte. In dieser Zeit fühlte ich mich alleine, in der Schule wurde ich gemobbt. Mehr als einmal dachte ich daran, mir das Leben zu nehmen. Eines gab mir die Kraft, alles durchzustehen und durchzuhalten: die Musik. Ich wollte es der Welt zeigen und kämpfte und kämpfte. Unterstützung bekam ich nur wenig, Ausnahmen waren mein Mentor Beat Zobrist, ehemaliger Chef von McDonalds, oder mein Coach Christoph Kuhn. Mit meiner Mutter und meinem Stiefvater wurde die Beziehung auch wieder besser, heute ist sie wieder für beide Seiten sehr gut. Auch aus einer persönlichen ganz schwierigen, manchmal scheinbar hoffnungslosen Situation, kann man es schaffen, vielleicht sogar ganz nach oben - aber sicher zu einem Leben, das sinnvoll, glücklich und erfolgreich ist. Dies will ich den heutigen Jugendlichen zeigen, die in einer ähnlichen Lage sind: Ihr seid nicht allein, ihr könnt das schaffen, haltet durch. Ich wusste nicht, wie meine Zukunft aussieht. Diese Zeit hat mich so geprägt, dass ich mich sehr gut in Jugendliche mit Problemen hineinfühlen kann. So wuchs in mir immer mehr das Bedürfnis, eine Ansprechperson für diese Jungen zu sein.
Ich bin die Treppe runtergegangen und da hat mich ein Kind direkt erkannt und meinen Namen geschrien.
Sie sind sehr erfolgreich auf TikTok. Am 20. April 2020 ging ihr erstes Video viral. Was war das für ein Gefühl über Nacht zu einem TikTok-Star zu werden? Dieses Gefühl war am Anfang sehr speziell, ich vergesse nie als ich mit meiner Frau und meinen Eltern in Oerlikon im Juli 2020 im Freibad war. Ich bin die Treppe runtergegangen und da hat mich ein Kind direkt erkannt und meinen Namen geschrien. Der Junge verfolgte mich und fragte, ob er ein Foto mit mir machen könne, was in diesem Moment ein sehr spezielles Gefühl für mich war. Heute ist das mittlerweile schon Normalität und ich nehme mir auch immer Zeit für meine Fans und bin da für sie in dieser schwierigen Zeit. TikTok ist sehr zeitintensiv, wie bleiben Sie à jour mit allen Trends? Ich mache immer Umfragen, erfahre so was meinen Fans wichtig ist und was sie beschäftigt. Auch höre ich immer wieder, dass ihnen wichtig ist, was ich für sie mache.  TikTok ist extrem aufwändig, doch von aussen sieht man das nicht wirklich. Sie haben inzwischen ein ganzes Team um sich. Was steckt alles hinter einem TikTok-Video? Können Sie uns einen Ablauf schildern von der Idee bis zur Veröffentlichung? Ja, das ist sehr viel Arbeit, ohne Zeitmanagement geht gar nichts mehr. Die Ideenfindung ist meistens das Kniffligste. Ich schreibe mir die Ideen auf, schlage sie meinen Fans vor, schaue wie sie ankommen, dann bereite ich mit meinem Team alles vor. Drehorte werden ausgesucht, dann wird gedreht, danach gecutet, bearbeitet und hochgeladen. Mittlerweile erwarten die Leute eine hohe Qualität. Gleichzeitig darf eine gewisse Spontanität nicht verloren gehen. Deswegen machen mir auch Interviews so Spass, weil da doch viel Kreativität und Spontanität dahintersteckt. Alles drum herum ist dann Planung und Routine. Was begeistert Sie so sehr an diesem Medium? Mein Format auf TikTok ist eine Jugendbewegung. Viele Jugendliche identifizieren sich damit, es geht weit über Unterhaltung hinaus. Ich glaube es ist mir sehr gut gelungen, dem Format «Szene isch» ein Gesicht zu geben, das den Jugendlichen gefällt. Wo finden Sie Inspiration? Lady Diana hat mir sehr imponiert und gezeigt, man solle seine Reichweite nutzen, um den Menschen zu helfen. Weitere Vorbilder sind Steve Jobs, Michael Jackson, Freddie Mercury, Robbie Williams und John Lennon.
Es ist fast schon wie zur Zeit von Nirvana und der Grunge-Revolution mit Kurt Cobain, so ungefähr fühlt sich die heutige Jugend. Sie wollen ausbrechen, sind aber im Käfig der Isolation, der Manipulation und des digitalen Zeitalters gefangen.
Was ist Ihre Vision für das Limmattal? Das Limmattal ist meiner Meinung nach eine der meistunterschätzten Gegenden der Schweiz. Viele Filmstudios, das grösste Einkaufszentrum der Schweiz und selbst eine der teuersten Gemeinden der Schweiz befindet sich hier. Meine Vision ist es, das Limmattal moderner zu machen und vor allem für Jugendliche viele kreative Projekte anzubieten. Die Jugendlichen sind gelangweilt und fühlen sich eingeengt. Es ist fast schon wie zur Zeit von Nirvana und der Grunge-Revolution mit Kurt Cobain, so ungefähr fühlt sich die heutige Jugend. Sie wollen ausbrechen, sind aber im Käfig der Isolation, der Manipulation und des digitalen Zeitalters gefangen. Freiheit bedeutet nicht, frei zu denken, sondern frei zu handeln.
Wenn man einen Tiger versucht zu zähmen und einzuengen, ist nur eine Frage der Zeit, bis der Tiger zubeisst.
Wenn Sie eine Sache im Limmattal (oder mehr spezifisch Urdorf) verändern könnten, was wäre das? Urdorf ist ein so schönes Dorf, aber wieso versucht man die Jugendlichen so zu kontrollieren? Wenn man einen Tiger versucht zu zähmen und einzuengen, ist nur eine Frage der Zeit, bis der Tiger zubeisst. Lasst den Tiger raus an die frische Luft! Ich möchte den Jugendtreff unterstützen oder beispielsweise das Sprayen - auch wenn es nur an einer bestimmten Wand ist - legalisieren. Der Skaterpark ist eine absolute Katastrophe, der Boden unbefahrbar und sonst bietet er nichts. Hier möchte ich versuchen, mit der Gemeinde eine langfristige Lösung zu finden. Ich möchte das Projekt «Szene isch Lehrstelle» lancieren, ein Programm, welches Jugendlichen hilft, eine Ausbildung zu finden, die auch zu ihnen passt. Viele Jugendliche bekommen nicht die Ausbildung, die sie sich wünschen, die ihren Fähigkeiten und Neigungen entspricht und sind als Folge davon sehr oft unmotiviert. Für Familien und insbesondere Senior*innen, die oft allein in Altersheimen leben, würde ich versuchen, Programme und Events anzubieten. Was kommt Ihnen zum Schlagwort «Agglo» als Erstes in den Sinn? Schlieren und Vernetzung. Nennen Sie bitte drei Schlagwörter, die Ihnen beim Namen «Limmattal» in den Sinn kommen. Limmattalbahn, Urdorf, Heimat. Welches ist Ihr Lieblingsort im Limmattal? Haben Sie einen Geheimtipp? Das Kloster Fahr ist schön. Und ein Platz für Jugendliche ist natürlich das Limmatufer. Das Reppitschtal ist ein Geheimtipp von mir für Jugendliche, die gerne in der Natur sind. Und das Reservoir am Waldrand von Urdorf, da kann man chillen und grillieren. Die Kaserne Reppischtal ist ebenfalls ein schöner Ort. Was halten Sie vom Projekt «Zwischenzimmer»? Finde ich eine tolle Sache! Mehr davon, bitte!

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Adrian
Stern
Sänger
«Ich kann nur hoffen, dass unser Limmattal dieses unstädtische Feeling behält und an gewissen Stellen auch Niemandsland bleibt.»
Sie sind in Baden aufgewachsen, erzählen Sie doch bitte von einer bestimmten Kindheitserinnerung in Ihrer Heimat im Limmattal. Wir sind von Bellikon nach Baden gezogen, als ich grad von der Primar- an die Bezirksschule kam. Wir wohnten in einer Blockwohnung am Ländliweg, in Gehdistanz zum Stadtzentrum. Für mich als Landei unglaublich: Ich konnte, wann immer ich wollte, in den Manor zur Elektroabteilung, wo es einen Commodore 64 gab, auf dem ich, solange mich die Verkäufer hantieren liessen, rumprogrammieren und gamen durfte. Ein Bubentraum ging endlich in Erfüllung! Wo liegt die Zukunft des Limmattals? Ich kann nur hoffen, dass unser Limmattal dieses unstädtische Feeling behält und an gewissen Stellen auch Niemandsland bleibt. Ich hoffe, es gelingt den Planerinnen und Planern, eine Gegend zu schaffen, die auch viele Freiräume anbietet, die attraktiv für Jugendliche und Kulturschaffende ist und die nicht nur fürs Geld machen steht. Was bedeutet für Sie Heimat? Familie hat bei mir viel mit Heimat zu tun. Als ich vier Jahre alt war, zogen wir für anderthalb Jahre in die USA und dort fühlte ich mich sofort heimisch. Hauptsächlich, weil meine Eltern und meine Schwester mit dabei waren. Was macht das Limmattal einzigartig? Da bin ich ehrlich gesagt überfragt. Mir gefällt es hier, weil die Kulturstadt Baden bei mir ist, weil ich aber auch dieses Agglo-Shoppi-Tivoli-Feeling mag und es nur eine kurze Fahrt mit dem Velo ist. Und nach Zürich geht's ruck-zuck in 15 Minuten mit dem Zug, direkt rein in die neusten Trends.
Mir gefällt es hier, weil die Kulturstadt Baden bei mir ist, weil ich aber auch dieses Agglo-Shoppi-Tivoli-Feeling mag.
Sie sind Musiker und haben schon sieben Alben herausgegeben. Hat Sie das Limmattal auch schon mal beim Schreiben von Liedern geprägt? Meine Musik war immer weder Urban noch Alpaufzugig und ich glaube, das hat viel mit meiner Herkunft zu tun. Auf meinem neusten Werk «Meer» hab ich versucht, dieses Zwischendrin-Gefühl in möglichst viele Songs zu packen und so meinen eigenen Stil auf den Punkt zu bringen. Sie haben eine kleine Hommage an DJ Bobo gemacht mit dem Song «Chum Adi dance mit» – wie kam es dazu? Ich würde gefragt, ob ich für eine SRF Tribute-Sendung, an der DJ Bobo geehrt werden sollte, mitmachen möchte. Bei der Wahl des Songs kamen meine Erinnerungen an den Jugendraum in Dättwil und die Bravo-Heftlis mit DJ Bobo drauf wieder hoch und ich beschloss, sein Lied mit meinen Erinnerungen zu spicken und daraus was Neues zu machen. Letztes Jahr haben Sie sich von Ihrem Label Sony getrennt. Das war ein harter Schnitt. Wie geht es Ihnen inzwischen? Es war vor allem hart, bis ich es gemacht habe. Ich war unsicher, ob ich auf eigenen Beinen stehen kann. Danach war ich befreit und locker und die neuen Songs purzelten nur so aus mir raus. Nun weiss ich, solange ich Songs schreiben kann, die die Menschen da draussen hören möchten, habe ich alles, was ich benötige bei mir und mein neues Team besteht aus echten Musikfans!
Ich war unsicher, ob ich auf eigenen Beinen stehen kann.
Wegen der Corona Krise sind Konzerte aktuell nicht möglich. Wie empfinden Sie diese Situation? Ich verstehe die Massnahmen, aber leide sehr darunter. Live-Konzerte sind Seelenbalsam, inspirieren und motivieren. Wenn diese Komponente wegfällt, dann gibt es keine Erdung mehr und wir Musiker befinden uns im luftleeren Raum. Welchen Song können Sie immer und immer wieder hören? «Love on the Weekend» von John Mayer Mit wem würden Sie gerne mal ein Duett aufnehmen? Mit Jaël - ich durfte mit ihr bei «Sing meinen Song» performen und finde ihre Stimme einfach wunderbar! Was überrascht Menschen immer wieder an Ihnen? Dass ich ohne Kontaktlinsen sehr, sehr schlecht sehe. Hörtipp: «Pyjama», auf meinem neuen Album :-) Was haben Sie in Ihrer Karriere anders gemacht, das zum Erfolg geführt hat? Schwierige Frage, vielleicht dass ich mich nie gefragt habe, ob ich Kunst oder Kommerz mache, sondern einfach mein eigenes Ding erfunden hab.
Ich habe mich nie gefragt, ob ich Kunst oder Kommerz mache, sondern habe einfach mein eigenes Ding erfunden.
Wenn Sie nicht Musiker geworden wären, was hätte Sie sonst noch interessiert? Handwerk, Technik, Elektronik, ich wäre gerne Erfinder geworden. Welche drei Dinge Ihrer Bucket List werden Sie demnächst in Angriff nehmen? Mein nächstes Album möchte ich gemeinsam mit meiner Band auf einem alten Landsitz in Frankreich aufnehmen. Was kommt Ihnen zum Schlagwort «Agglo» als erstes in den Sinn? das Shoppi Spreitenbach :-) Nennen Sie bitte drei Schlagwörter, die Ihnen beim Namen «Limmattal» in den Sinn kommen. Die Limmat, das Shoppi und der Rüsler. Welches ist Ihr Lieblingsort im Limmattal? Haben Sie einen Geheimtipp? Ich mag komische Orte, zum Beispiel den Spickel zwischen Autobahn und Eisenbahn in Spreitenbach. Da bin ich mal mit dem Fahrrad gelandet und fand es total spannend und abenteuerlich.
Ich mag komische Orte, zum Beispiel den Spickel zwischen Autobahn und Eisenbahn in Spreitenbach.
Was sagen Sie zum Engagement der Regionale 2025 im Limmattal? Ich finde es toll, wie den kleinen feinen Dingen grosse Aufmerksamkeit geschenkt wird! So wünsche ich mir das Limmattal! Was halten Sie vom Projekt Klangteppich? Ich könnte mir vorstellen, dass  es noch spannend sein könnte, kleine Jam-Session-artige Konzerte mit Aargauer Musikern zum Beispiel im Sommer entlang der Limmat zu veranstalten!

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